FEURICH VERKAUFS- UND PRODUKTIONSBÜCHER
Jahrzehntelang glaubte man diese Bücher verloren. Dank der wunderbaren Hilfe von Frau Kluttig konnten wir diese Bücher im Sächsischen Staatsarchiv -Staatsarchiv Leipzig im September 2017 durchschauen. Über 20 umfangreiche Bücher dokumentieren sehr präzise die Produktion der bedeutenden Julius Feurich Pianofortefabrik in Leipzig.
Es handelt sich um die Verkaufsbücher und die Produktionsbücher, so dass chronologisch, nach Abnehmer sowie nach Seriennummer gesucht werden kann. Neben phantastischen Details zu jedem einzelnen Feurich Instrument finden sich hier auch wertvolle Informationen zu den Lieferungen an M. Welte & Söhne in Freiburg, Hupfeld in Leipzig, sowie J. D. Philipps in Frankfurt u.v.m..
Da Feurich der wichtigste und erste Lieferant von Welte für Welte-Mignon war, können nun erstmals konkrete Fakten zu den gelieferten Instrumenten recherchiert werden. Auch Lieferungen für Luna (Orchestrions) und Artist (=Mignon), die für Popper & Co gefertigt wurden, sind dokumentiert. Möglichweise finden sich so wichtige Anhaltspunkte auch zu den Aufnahmeflügel für Welte-Mignon.
Die Produktionsbücher enthalten alle Arbeitsschritte während der Fertigung eines Instrumentes, so dass explizit die Namen der 11 verschiedenen Arbeiter verzeichnet sind.
Die Bücher sind insgesamt gut erhalten – jedoch teilweise offensichtlich dem Feuer ausgesetzt gewesen und somit sehr empfindlich und brüchig. Seit 2019 befanden sich alle Bücher in der Restauration. Inzwischen sind die Bücher digitalisiert – und wir konnten dank der freundlichen Unterstützung des Sächsischen Staatsarchivs beginnen, die Bücher auszuwerten.
FEURICH-WELTE-PHILIPPS-POPPER
Die Verkaufsbücher dokumentieren die Schlüsselrolle von Feurich in der Erfolgsgeschichte des Welte-Mignon als auch des Philipps DUCA.
Julius Feurich war zudem eng mit Hugo Popper befreundet. Nach den Informationen der Verkaufsbücher ist es sehr wahrscheinlich, das Feurich die Flügelrasten für die späteren Aufnahmeflügel von Welte-Mignon nach Leipzig zu Hugo Popper geliefert hat. Feurich lieferte insgesamt 12 Flügelrasten an Hugo Popper. Die erste Flügelraste mit der ser no 17385 am 12. Oktober 1904. In der Folge: ser no 17383 und 17384 am 2. November 1904, ser no 17386 am 30. Dezember 1904, ser no 17391 und 17393 am 14. Februar 1905, ser no 17394 am 7. März 1905, ser no 17389 und 17390 am 23. März 1905, ser No 17387, 17388, 17392 am 2. Mai 1905. Keine einzige Flügelraste wurde -nach diesen Büchern- an M. Welte & Soehne nach Freiburg geliefert. Wir nennen hier alle Seriennummern im Detail, um ggf. einen dieser Flügel irgendwo auf der Welt ausfindig zu machen. Es kann gut sein, dass diese Instrumente noch existieren – ggf. jedoch ohne die Aufnahmetechnik?
Zugang zu den Büchern 1902-1903 war bis dato leider nicht mehr möglich – ggf. finden sich v.a. in 1903 wichtige Hinweise zu den Anfängen des Artist bzw. Welte-Mignon.
Hier sind weitere Details zu wichtigen Lieferungen von Feurich, die z.T. technische Innovationsschritte dokumentieren:
Erste Klavierraste an Welte
1904, 7. September wird die erste “Klavierraste 132” an M. Welte & Söhne nach Freiburg geliefert*
*jedoch ist dies nach Feurich Dokumentation die 7te Lieferung an Welte – weitere Recherche ist in diesem Punkt notwendig
Erste Flügelraste an Popper
1904, 12. Oktober wird die erste Flügelraste an Hugo Popper nach Leipzig geliefert
*weitere Recherche ist in diesem Punkt notwendig, da Feurich die Lieferungen an Popper & Co nicht nummeriert hat
Letztes Artist an Popper
1905, 12. Juli wird das letzte “Artist” (Popper Warenzeichen für “Mignon”) von 21 gelieferten Artist an M. Welte & Söhne nach Freiburg geliefert*
*weitere Recherche ist in diesem Punkt notwendig
Mignon mit Stimmklaviatur an Welte
1905, 29. Juli ist der Start der Lieferungen der “”Mignon” Raste mit Stimmklaviatur” an M. Welte & Söhne nach Freiburg
Erste Amerikanerraste
1907, 5. November wird die erste sogenannte “Amerikaner-Rast mit Stimmklaviatur” (ser no 20699) für eine US Variante des Kabinett an M. Welte & Söhne nach Freiburg geliefert
Erste Raste für Hochklavier
1907, 7. November wird die erste Feurich “Mignon Rast mit voller/grosser Klaviatur” (ser no 20717) an M. Welte & Söhne nach Freiburg geliefert – die Version für die hohe Klaviervariante mit Welte Technik oberhalb der Raste
Erstes Stella an Popper
1908, 25. April wird das erste Feurich “Stella” (ser no 21042) Pianino an Hugo Popper nach Leipzig geliefert
Erstes DUCA an Philipps
1908, 6. August wird das erste DUCA (ser no 22737) “Pianino mit Sapelimahagoni mit elektrischen Doppelleuchtern” an J.D. Philipps in Frankfurt geliefert
Erster Flügel an Welte
1912, 5. Oktober wird der erste Feurich Flügel (ser no 27557) “zu Versuchszwecken” an M. Welte & Söhne nach Freiburg geliefert – der Start der Verfügbarkeit von Welte-Mignon eingebaut in Flügel
Erstes DUCARTIST an Philipps
1922, 29. Mai wird das erste Feurich DUCARTIST Pianino (ser no 36171) an J.D. Philipps in Frankfurt geliefert
Erstes Welte Kombiniert
1923, 8. Oktober wird das erste Feurich-Pianino (ser no 38203) “kombiniert” (mit Fußbetrieb) an M. Welte & Söhne nach Freiburg geliefert
Auf Basis der uns vorliegenden Informationen können wir nachschauen, wann Ihr Feurich Instrument gebaut wurde und wann es an den jeweiligen Hersteller der Selbstspieltechnik, z.B. Welte, Popper, Hupfeld oder Philipps ausgeliefert wurde.
Weitere Details werden folgen, sobald wir wieder Zugang zu den aktuell in Restauration befindlichen Dokumenten erhalten.
Allgemeiner Hinweis
Für freiwillige Zuwendungen in Anerkennung und zur Unterstützung unseres großen finanziellen und zeitlichen Aufwandes zur Bereitstellung solcher Dokumente in unserer Rubrik ‚Fundus‘ sind wir -im Rahmen §60 c UrhG ausdrücklich ohne Gewinnerzielungsabsicht- dankbar. Wenn Sie dies freiwillig unterstützen wollen, können Sie dies hier.