Welche Notenrollen Typen gibt es?

Wie auch bei Pianolas, unterscheiden sich die Notenrollen deutlich nach Hersteller, Alter und Typ. Es existieren zahlreiche unterschiedliche Rollentypen und diese passen jeweils nur für bestimmte Pianola Typen. Auch der Wert der heute noch erhaltenen Rollen unterscheidet sich stark, abhängig von der Anzahl der heute noch erhaltenen Rollen und der Anzahl der möglichen Interessenten.

Für eine Unterscheidung der vielen Notenrollen Typen kann man folgende Merkmale heranziehen:

Rollenart  (gezeichnete Rollen, Künstler-Rollen)

Skala (Standard: 65er und 88er sowie Herstellerspezifisch: 72er, T98, T100, etc.)

Titel (Schönheit, Qualität und Seltenheit der Musikstücke)

ROLLENARTEN

Die Rollenart beschreibt die Art der Notenrollenentstehung. Wenngleich für werbliche Zwecke im Sinne der Alleinstellung von den Herstellern mit allerlei Begriffen hantiert wurde, lassen sich im Wesentlichen zwei Rollenarten unterscheiden: die gezeichneten nicht eingespielten Notenrollen und die aufgezeichneten Künstler-Notenrollen.

GEZEICHNETE ROLLEN

Gezeichnete Notenrollen wurden vom Notenblatt von so genannten Notenzeichnern direkt 1:1 auf Notenrollen umgesetzt. Arrangierte Rollen enthalten zusätzlich redaktionellen Eingriff, um das Musikstück mehr dem Zeitgeschmack anzupassen. Diese gezeichneten Rollen (auch arrangierte Rollen, ordinary rolls) sollten dem Pianolisten größtmögliche Freiheit bei der Interpretation dieses Musikstückes geben. Auch hier gibt es bereits unterschiedliche Rollen gleicher Musikstücke, da die Notation abhängig war von der Ausgabe des jeweiligen Musikstückes. Gezeichnete Rollen gibt es für 65er, 72er und 88er Systeme in sehr großer Zahl. Vor allem in den USA hat sich diese Rollenart durchgesetzt.

KÜNSTLERROLLEN

Aufgezeichnete Notenrollen entstanden, in dem man das Originalspiel eines Pianisten an speziellen Aufnahmeflügeln aufgezeichnet – und meistens auch redaktionell nachbearbeitet hat. Diese Rollen wurden zumeist mit der Unterschrift des Pianisten versehen, um zu dokumentieren, dass diese Rolle das Spiel des Pianisten darstellt. Bei Hupfeld und anderen Herstellern hießen diese Rollen Künstlernotenrollen. Welte hat ausschließlich aufgezeichnete Rollen herausgegeben. Bei Aeolian trugen diese Rollen die Aufschrift „hand played“.

Künstlerrollen wurden von den Herstellern in zwei Varianten produziert. Als Künstlernotenrollen für Kunstspielklaviere, d.h. auf den Notenrollen war das aufgenommene Handspiel des Pianisten, die Melodiebetonung und das Fortepedal enthalten. Die weitere Dynamik obliegt dem Pianolisten. Dieser Rollentyp wurde in großer Anzahl produziert – so zum Beispiel die Phonola und Animatic Rollen von Hupfeld, die Ducanola/PhilAG Rollen von Philipps. Die zweite Variante sind die deutlich selteneren Reproduktionsrollen – hier sind alle Informationen enthalten, die für das vollautomatische Abspielen inkl. aller Details erforderlich sind. Zu diesem Rollentyp gehören gehören Welte-Mignon Rollen, DAE Rollen, Tri-Phonola Rollen, DUCA Rollen, Duo-Art und Ampico Rollen.

Wie immer auch die Aufnahme realisiert wurde – eine gute Qualität vorausgesetzt – war das entscheidende Moment für eine Rolle sehr guter Qualität der Prozess der Nachbearbeitung auch unter Mitarbeit des Pianisten/Komponisten. Selbst wenn diese Nachbearbeitung keine Veränderungen an der Aufnahme anstrebte, sondern nur technische Richtigstellungen beabsichtigten. Somit wurde durch die Nachbearbeitung bei einigen Rollen ein wirklich sehr gutes Ergebnis erzielt.

Wie auch bei heutigen Künstleraufnahmen, gab es jedoch oft auch das Streben nach der Optimierung der Aufnahme, durch Perfektionierung einzelner Passagen, Anheben des Tempos etc.. Aus Interpretationsgesichtspunkten wird bis heute intensiv geforscht und diskutiert, um die Authentizität der Rollenaufnahmen zu klären. Audioaufnahmen aus der gleichen Zeit lassen deutlich erkennen, dass das Originalspiel tatsächlich sehr gut eingefangen wurde, wenngleich auch bei ersten Audioaufnahmen die Künstler ihr Spiel stark auf die Aufnahmetechnik anpassen. Unabhängig aller dieser technischen Details bleibt das subjektive Empfinden die entscheidende Größe beim Musikgenuss.

SKALA

Die Skala bezeichnet die Struktur (Anzahl, Breite und Position) der Lochungen auf dem Papier, d..h. die Anzahl der Töne, die möglichen Steuerungsinformationen für Melodiebetonung und Pedal sowie etwaige zusätzliche Steuerungsinformationen für Reproduktionsfunktionen. Damit variieren auch die Rollenpapierbreiten deutlich, die die unterschiedlichen Hersteller eingesetzt haben. Zudem sind die Rollenflanken und die Stifte oder Vertiefungen für die Rollenaufnahme an den Seiten unterschiedlich. Lediglich die 65er und 88er Standard Rollen lassen sich auf allen Standard 65er und 88er Pianolas abspielen. Alle anderen Rollen passen jeweils nur für die bestimmten Hersteller, so z.B. die 72er Phonola Rolle nur für Hupfeld Phonola. Die Skalen der Rreproduktionsklaviere waren alle herstellerspezifisch, d.h. keine Rolle ist kompatibel mit einem anderen System. Die unterschiedlichen Skala Formate sind in einzelnen Abschnitten beschrieben.

ROLLENTITEL

Die Marktführer hatten schnell die wichtigsten Pianisten und Komponisten unter Vertrag – nicht unbedingt vertraglich exklusiv, jedoch de facto exklusiv in den Fällen, wo diese Künstler nicht an weiteren Stellen Aufnahmen gemacht haben. Einige Pianisten haben auf nahezu allen Systemen eingespielt, z.B. Oswin Keller. Bei dem riesigen Repertoire mussten jedoch auch zahlreiche Titel eingespielt werden, für die sich kein namhafter Pianist zur Verfügung stellte. So hatten Hupfeld, Phillips und auch alle anderen quasi Hauspianisten, die oft nicht mal namentlich verzeichnet wurden – Hauptsache die Rollen konnten als Künstlerrollen aufgelegt werden. Genau wie heute veröffentlichten damals die Hersteller die modernste Musik, die neuesten Schlager, die angesagtesten Künstler. Die großen Hersteller versuchten auch systematisch für bestimmte Zielgruppen Rollen anzubieten, so z.B. regionale Titel, Begleitungsmusik, Tanzmusik, Märsche, etc.. Mit Abonnements versuchten die Hersteller Kunden zu binden. In der Hochphase wurden Hunderttausende von Titel aufgelegt – ein Überangebot, was nachvollziehbarerweise zu Preiskämpfen führte. Durch die nur kurze Hochphase der Pianola waren die verfügbaren Titel am Ende weniger entscheidend – wirtschaftlich am erfolgreichsten ware jene, die zuerst den Markt erobert haben, also v.a. Welte.

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