Was kosteten Pianolas damals eigentlich?

Es konnten nur sehr gut situierte Miglieder der wachsenden oberen Mittelschicht sowie der reichen und sehr reichen Oberschicht ein Pianola erwerben und Notenrollen hinzukaufen. Bedenkt man, dass 1910 immer noch über 40% der Bevölkerung weniger als 900 Mark Jahreseinkommen hatten und die allermeisten der verbleibenden knapp 60% der Bevölkerung ein Jahreseinkommen von unter 3000Mark – und das der Lebensunterhalt bei einfachen Ansprüchen ca. 1500Mark für eine alleinstehende Person erforderte, wird mit Blick auf die u.g. Preise der Pianolas schnell klar, dass nur sehr wenige sich so ein System wirklich leisten konnten.

Ein Pianola und vor allem ein Reproduktionsklavier war ein Luxusgut. Und trotzdem konnten alle Hersteller von dem durch die Industrialisierung stark wachsenden Wohlstand von immer mehr Haushalten so deutlich profitieren, dass die Herstellung von Pianolas zwischen ~1908 und ~1920 zu den bedeutendsten Wirtschaftzweigen gehörte. Die Welte-Mignon Preisliste im Titelbild stammt aus 1928.

Ein Steinway Spirio -das moderne Reproduktionssystem bei Steinway & Sons- hat heute einen Listenpreis von ca. 125.000,00 Euro. Das entspricht den damaligen Preisniveaus im Verhältnis zu dem heutigen durchschnittlichen Jahreseinkommen in Deutschland mit ca. 60.000,00 Euro. Also zwei Jahresgehälter – was sich auch heute nur die sehr wohlhabenden leisten können. Ein komplett restauriertes Marken Reproduktionsinstrument der Marken Welte, Hupfeld oder Philipps kostet heute ca. 50.000,00 Euro.

Zur Orientierung nachfolgend einige Preisinformationen aus Originalkatalogen der damaligen Hersteller:

Preis 1904 eines Aeolian 65er Pianola Vorsetzers: ~1.250Mark

Preis 1904 einer Hupfeld Phonola Vorsetzers: ~850Mark

Preis 1905 einer Hupfeld Phonola Vorsetzers: ~950Mark

Preis 1908 eines Spaethe Pianist Pianola Klaviers: 1.850Mark

Preis 1910 eines Buff-Hedinger Feurich Pianola Klaviers: 2.100Mark

Preis 1910 eines Buff-Hedinger Feurich Pianola Flügels: ab 3.400Mark

Preis 1911 eines Welte-Mignon Vorsetzers: ~2.100Mark

Preis 1911 eines Philipps DUCA/Pianella-Concert-Pianos: 3600Mark

Preis 1912 eines Hupfeld DEA Rönisch Flügels (2,15m): 6.500Mark

Preis 1913 eines Hupfeld Phonola Klaviers: 1.550Mark

Preis 1925 eines Hupfeld Triphonola Rönisch Flügels: 10.900Mark

Preis 1929 eines Hupfeld Triphonola Schiedmayer & Söhne Flügels: 5.950Mark

Ein weiteres interessantes Detail aus den Feurich Verkaufsbüchern ist die Entwicklung der Verkaufspreise während der Inflation. Hier finden Sie die Entwicklung bis 24. September 1923 für das am meisten verkaufte Feurich Duca Piano („Eiche roh Mod III“). Das nebenstehende Foto zeigt so ein Instrument (ser no 30256):

Verkaufsdatum / Verkaufspreis in Reichsmark

01Sep1915 / 746

22May1916 / 818

27Nov1916 / 895

24Jun1918 / 2.170

26Apr1920 / 2.400

07Jun1920 / 3.600

12Jan1921 / 7.100

27Jan1921 / 9.600

23Apr1921 / 15.110

31.Dez1921 / 12.600

01May1922 / 42.000

05Jul1922 / 55.000

07Jul1922 / 49.500

31Aug1922 / 102.000

07Feb1923 / 4.995.000

26May1923 / 8.050.000

10Sep1923 / 22.313.367.925

24Sep1923 / 39.243.623.000

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