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Von der Rolle zu MIDI und mehr

In diesem Artikel stellen wir Ihnen einige Informationen zur Digitalisierung und vor allem Emulation von Notenrollen vor, um daraus traumhaft schöne Midi Dateien zu produzieren, die Sie auf modernen Selbstspielpianos wie Yamaha Disklavier hören können.

Was sind Notenrollen?

Notenrollen bestehen zumeist aus aufgerolltem Papier auf einem Spulenkern mit zwei Holzflanken an der Seite und kleinen Befestigungen, um in einem Pianolainstrument eingesetzt und bewegt werden zu können. Sie sind das Medium, mit dem die Selbstspielpianos (Pianola, Phonola, etc.) Anfang des 20. Jahrhunderts die Musik wiedergeben konnten. Es erforderte eine ausgeklügelte Aufnahme- oder Arrangiertechnik und aufwändige Arbeitsschritte, um die Musik in Form von gestanzten Löchern für die Töne sowie deren Stärke, Dauer etc. im Papier festzuhalten – und genauso ausgeklügelte Wiedergabepianos, um diese hören zu können. In den 1880er Jahren hat die Firma Welte in Freiburg bereits das Patent für Notenrollen aus Papier erhalten und für deren Orchestrions eingesetzt. Wir haben auf dieser Internetseite unter Wissenswertes jede Menge Details zu Notenrollen.

Notenrollen in verschiedenen Formaten von unterschiedlichen Herstellern

Es wurden hunderttausende Musiktitel auf Notenrollen in aller Welt bis ca. 1940 produziert. Darunter historisch sehr bedeutende Titel, eingespielt von namhaften Pianisten und Komponisten, die zum Teil nur in dieser Notenrollenform erhalten sind. Welte (Freiburg), Hupfeld (Leipzig), Philipps (Frankfurt), Ampico (East Rochester, N.Y.), und Aeolian (New York) waren die größten Produzenten dieser handeingespielten Künstlernotenrollen, die auch sogenannte Reproduktionsrollen angeboten haben. Diese sogenannten Reproduktionsrollen beinhalten alle Informationen einer Aufnahme, um das Musikstück nahezu so wieder zu geben, wie es der damalige Künstler auf dem Aufnahmeflügel eingespielt hatte.

Bedeutende PianistInnen im Aufnahmestudio bei Welte (Freiburg)

Vor allem -aber nicht nur- diese bedeutenden Aufnahmen auf Reproduktions-Notenrollen digitalisieren wir und erstellen daraus Emulationen im Midi Format, um diese auch auf modernen Selbstspielpianos genießen zu können. Der vielleicht größte Vorteil eines modernen mit Midi Dateien arbeitenden Selbstspielpianos ist, dass man nicht -wie früher- nur an ein Rollensystem mit proprietärem Format durch das jeweilige Instrument gebunden ist, sondern die schönste Musik von allen Herstellern auf einem Instrument hören kann. Hier ist ein Beispiel. S. Rachmaninoff hat nur für Ampico eingespielt – und heute können wir seine Einspielungen auf modernen Pianos erleben.

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Was ist MIDI?

Moderne Selbstspielsysteme nutzen meistens MIDI (1982, Musical Instrument Digital Interface). Zu Midi gibt es schon ausführlichste Informationen auf vielen Internetseiten, daher hier nur eine vereinfachte Darstellung mit Bezug auf Pianos. Midi ist eine Art Sprache, mit der Computer und Musikinstrumente kommunizieren können. Eine Midi Datei enthält viele Informationen, die einem Musikinstrument notwendige Instruktionen geben, um Klänge in einer gewünschten Tonhöhe, Anschlagsstärke und Dauer zu erzeugen sowie andere Aktionen (z.B. Pedalisierung) auszuführen.

Midi unterstützt bis zu 127 Töne (ein Piano hat meistens 88) und 128 (1-127, 0 ist aus) Geschwindigkeitsstufen je Ton, mit der der Hammer gegen eine Saite geschleudert wird. Diese Geschwindigkeit korreliert mit der unterschiedlich wahrgenommenen Anschlagsstärke eines Tones.

Yamaha wirbt für das Pro System mit 1024 Stufen (bei Steinway Spirio 1020) der Tasten-Freigabe-Geschwindigkeit sowie 256 Stufen des Pedalisierens. Bei modernen Yamaha Disklavier Enspire Pianos arbeiten zwei Systeme miteinander, die stets die Position jeder einzelnen Taste – und gleichzeitig am Hammer die tatsächliche Geschwindigkeit überwachen und adjustieren. Beides erlaubt eine Genauigkeit bis jenseits des Hörbaren – ebenso wie damals bei den besten Reproduktionspianos, sodass die Wiedergabe dem echten Spiel sehr nahe kommt. Auch die Pedalfunktion kann durch entsprechende Positionsmessungen nicht nur an/aus, wie es bei den frühen Selbstpielpianos oft der Fall war, sondern auch 256 Zwischenstufen abbilden. Midi Dateien haben nur wenige Kilobyte und sind in beliebig vielen Spuren organisiert, meistens steuert jede Spur ein Instrument. Eine Spur -meistens die erste- enthält die sogenannten Metadaten und die Copyright Angabe.

Der Weg von der Notenrolle zu Midi ist lang

Schon der Weg zur Notenrolle war lang und arbeitsreich damals. Als Welte ab 1904 begann das Spiel von Pianisten aufzunehmen, war komplizierte Technik und viel erfahrenes Personal erforderlich, um aus der Aufnahme eine wiedergebbare Notenrolle zu produzieren.

Aufnahmeprozess ab 1904, viele Schritte bis zur verkaufbaren Notenrolle

Im Idealfall hat der Komponist selbst das Stück eingespielt, so wie z.B. Camille Saint-Saens, Edvard Grieg und viele mehr, die gespielten Töne und das Pedal sowie die Dynamik wurde in Linien und mit zusätzlichen Notizen von Editoren im Raum aufgezeichnet. Diese Zutaten wurden zu einer sogenannten Mutterrolle zusammengeführt, von der dann verkaufbare Kopien gestanzt wurden. Heute zeigt sich, jede gestanzte Rolle vom gleichen Musikstück ist ein kleines bisschen bis teilweise sehr unterschiedlich, was v.a. an damaligen Produktionsmethoden lag und nachträglich vorgenommenen Editierungen.

Welte Notenrolle mit Betonungslinien, die denen der Aufnahme ähneln

Seit Jahren digitalisieren wir diese seltenen Notenrollen und können damit u.a. neue Kopien stanzen, aber eben auch Emulationen erstellen, die auf modernen Selbstspielpianos wiedergegeben werden können – so, wie im obigen Video mit der Notenrollen von S. Rachmaninoff.

Formen der Digitalisierung einer Notenrolle

Die so digitalisierten Notenrollen erlauben nicht nur, diese wunderschöne Musik auf z.B. dem Yamaha Disklavier zu hören, sondern sind auch wertvoll für die Interpretationsforschung, um mehr über die Kompositions- und Aufführungspraxis dieses goldenen Zeitalters zu lernen.

Löcher im Papier versteht Midi nicht

Es braucht viel Expertise, um aus dem Digitalisat einer Notenrolle eine gute Midi Datei zu machen. Gut heißt, dass die emulierte Midi Datei der Intention der Notenrolle gerecht wird und das Musikstück so auf dem modernen Piano wieder gibt, wie es als Notenrolle auf einem perfekt eingestellten Reproduktionsklavier gespielt hätte. Durch freundliche Leihgabe der Hochschule der Künste in Bern (HKB) digitalisieren wir mit deren leistungsfähigen Scanner (siehe Titelbild). Die im obigen Schaubild dargestellte Form ‘optical scan’ ist im Sinne der Archivierung die beste Form der Digitalisierung. Ein pneumatischer Scanner liefert mittels Emulator ausgezeichnete Daten, um diese direkt auf einem Disklavier wieder zu geben. In beiden Fällen braucht es viel musikalisches Gespür und technisches Verständnis, um die Informationen einer Notenrolle in das Midi Format korrekt zu übertragen.

Besonderheiten eines pneumatischen Piano Selbstspiel-Systems, Quelle: Peter Phillips

Zahlreiche Besonderheiten eines pneumatischen Systems mit einer papierenen Notenrolle gilt es zu berücksichtigen, so z.B. die allgemeine Trägheit des Systems, die steigende Geschwindigkeit durch den kleiner werdenden Durchmesser beim Abrollen des Papiers, die zeitlichen Abstände von Betonungs- und Pedalbefehlen sowie unterschiedliche große Löcher im Gleitblock, u.v.m.. Erst unter Einbindung aller dieser Effekte in zeitlich korrekt ausgeführte Midi Befehle entsteht eine authentische Wiedergabe. Und genau dies streben wir an – möglichst authentische Musik auf Yamaha Disklavier oder PianoDisc. Wir bieten die Perlen dieser Musik auf unserer Seite einzeln, als Sets sowie zu bei uns gekauften Pianos an.

Meisterstücke der Aufnahmen zwischen 1904 und 1930

Wer Klaviermusik liebt und ein Piano hat oder sucht, hat aus unserer Sicht die größte und längste Freude daran, wenn es einen modernen Selbstspielmechanismus hat. Sprechen Sie uns gern an.

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